Beratung bei Embryo-Fragmentierung
Bedeutung, Auswirkungen und Therapien bei fragmentierten Embryonen
Im Verlauf von IVF und ICSI kann es immer wieder vorkommen, dass Eizellen zwar erfolgreich entnommen und befruchtet werden, sich die entstandenen Embryos aber nicht wie gewünscht entwickeln.
Ist die morphologische Qualität der Embryos zu niedrig, können sie zwar eingesetzt werden, die Chancen auf eine Schwangerschaft sind aber deutlich geringer. Einer der wichtigsten Qualitätsfaktoren ist dabei der Grad der Fragmentierung.
Liegt eine besonders hohe Fragmentierung vor, ist die Chance auf eine Schwangerschaft deutlich reduzierter. In diesem Fall ist es wichtig, entsprechende Schritte einzuleiten und Maßnahmen zu ergreifen, die einer Fragmentierung vorbeugen können. Im Rahmen unserer Beratung zeigen wir Ihnen gerne verschiedene Therapiewege auf.
Inhaltsverzeichnis
Die Embryo-Fragmentierung
Was bedeutet es, wenn ein Embryo fragmentiert?
Während sich die Zellen eines Embryos teilen, bricht manchmal ein Teil der Zelle ab und bildet ein freies Fragment. Diese Fragmente enthalten keine Kerne und sind keine eigenständigen Zellen. Sie befinden sich einfach im Zwischenraum der vorhandenen Zellen.
Diese Fragmentierung tritt bei den fast allen Embryos in einem gewissen Grad auf und ist bei schwacher Ausprägung völlig unbedenklich. Fällt der Grad jedoch schwerer aus, kann das sich negativ auf die Schwangerschaftschancen bei künstlicher Befruchtung auswirken, weil die Entwicklung durch die vielen Fragmente benachteiligt wird, was einen erfolgreichen Transfer mit Einnistung erschwert.
Die Ursachen, warum es diese Fragmentierung gibt, ist noch nicht ganz klar. Es gilt jedoch als bestätigt, dass sie – neben anderen Faktoren wie Anzahl der Zellen, Größe oder Anomalien – der wichtigste Faktor bei der Qualitätsbeurteilung von Embryos ist.
Die verschiedenen Grade der Fragmentierung
Grundsätzlich werden drei verschiedene Grade der Fragmentierung von Embryos unterschieden. Diese differenzieren sich anhand des prozentualen Raums, den die Fragmente im Embryo einnehmen.
- Grad 1: Fragmente belegen zwischen 10 % bis 25 % des Raums im Embryo
- Grad 2: Fragmente belegen zwischen 25 % und 50 % des Raums im Embryo
- Grad 3: Fragmente belegen mehr als 50 % des Raums im Embryo
Der Grad der Fragmentierung kann während der Entwicklung des Embryos zu- oder abnehmen und je nach Schweregrad kann es sein, dass ein Transfer des Embryos bei einer IVF oder ICSI nur mit einer entsprechend deutlich geringeren Schwangerschaftschance möglich ist.
An dieser Stelle sei aber noch einmal betont, dass die Fragmentierung nicht allein über die Qualität eines Embryos bestimmt. So gibt es Embryos mit einem Fragmentierungsgrad 3, die erfolgreich transferiert werden, und solche mit Grad 1, deren Gesamtqualität kaum Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft bietet. Der Fragmentierungsgrad ist also ein wichtiger Qualitätsfaktor, aber nicht der alleinige.
Welche Risiken sind mit der Fragmentierung verbunden?
Sind Embryos stark fragmentiert (ab Grad 2), dann ist ihre Entwicklung beeinträchtigt, weil die Fragmente die richtige Teilung der Zelle blockieren. Das führt dazu, dass stark fragmentierte Embryos sich unter Umständen trotz erfolgreicher Befruchtung im Rahmen einer IVF oder ICSI nicht für einen erfolgreichen Transfer und somit die Schwangerschaft eignen. Dieser Zusammenhang zwischen Embryoqualität und Schwangerschaftsrate wurde auch im Jahresbericht des Deutschen IVF-Registers statistisch erfasst.
Ein einzelner stark fragmentierter Embryo ist dabei kein Grund zur Sorge. Tritt diese Fehlentwicklung im Rahmen einer künstlichen Befruchtung aber gehäuft auf, müssen zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Chancen auf die Verwirklichung des Kinderwunsches wieder zu erhöhen.
Wichtig ist zu betonen, dass der Grad der Fragmentierung keinen Einfluss auf die spätere Entwicklung des Kindes hat. Sie schränkt ausschließlich die Chancen einer erfolgreichen Einnistung ein, ist diese aber gelungen, nimmt die Entwicklung des Embryos im Mutterleib ihren bekannten Lauf. Es bestehen also ab dem Moment der Einnistung keine weiteren Risiken oder Einschränkungen.
Ursachen für die Embryo-Fragmentierung
Der Ursprung für die Embryo-Fragmentierung ist nach wie vor nicht völlig geklärt. Man geht davon aus, dass die Fragmente von Zellresten ohne Kern stammen, die sich einfach abtrennen. Warum das genau passiert, ist aber unklar.
Einig ist sich die Fachwelt dahingehend, dass die Eizelle selbst einen großen Beitrag zur späteren Qualität des Embryos liefert. Eine niedrige Eizellenqualität führt mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem Embryo mit einem hohen Grad an Fragmentierung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ist der Embryo bereits stark fragmentiert, gibt es kaum Möglichkeiten, um den Grad zu reduzieren. Es existieren zwar Methoden zur Absaugung der Fragmente, diese sind jedoch sehr umstritten, weil es sich um einen schweren Eingriff am Embryo handelt. Entsprechend ist davon abzuraten.
Bei bereits befruchteten Eizellen kann es sinnvoll sein, Blastozystenkulturen anzulegen. Das bedeutet, dass der Transfer 1–2 Tage später erfolgt, sodass die Embryos eine längere Reifezeit erhalten. Dieses Vorgehen begünstigt die Chance einer Rückbildung der Fragmentierung und ermöglicht die bessere Auswahl eines geeigneten Embryos.
Der wichtigste Ansatzpunkt zur Behandlung liegt jedoch vor der Befruchtung. Bei Paaren, deren Embryos während der künstlichen Befruchtung immer wieder hohe Fragmentierungsgrade aufweisen, sollten idealerweise Maßnahmen zur Erhöhung der Eizellenqualität ergriffen werden.
Erste wichtige Maßnahme ist die individuelle Anpassung der Medikation, Dosierung und Begleitmedikation während der Eizellen-Stimulation. Ebenso kann eine PRP-Injektion (PRP intraovariell) in manchen Fällen die Auswahl und Qualität der Eizellen verbessern.
Da sich keine pauschalen Behandlungsmethoden empfehlen lassen, ist es wichtig, dass Sie bei regelmäßig auftretender hoher Fragmentierung Rücksprache mit dem behandelnden Arzt halten, damit entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden können.
Behandlung der Embryo-Fragmentierung beim Kinderwunschzentrum Mittelrhein
Verhindert bei unseren Paaren im Rahmen der künstlichen Befruchtung eine starke Fragmentierung die erfolgreiche Schwangerschaft, dann nehmen wir uns viel Zeit für die Diagnose und Besprechung von möglichen Therapiewegen.
Neben einer angepassten Medikation und Blastozsystenkulturen setzen wir auch auf die innovative Methode der Injektion von körpereigenem plättchenreichen Plasma (PRP), um die Eizellenqualität zu erhöhen.
Dieses Eigenplasma wird vor der geplanten Stimulationsbehandlung (IVF oder ICSI) per transvaginaler Injektion (PRP intraovariell) subkortikal des rechten und linken Ovars verabreicht und kann zu einer Erhöhung der Eizellenqualität führen, sodass im Idealfall der Grad der Fragmentierung reduziert wird und eine Schwangerschaft eintreten kann.
Gerne beraten wir Sie zu den Möglichkeiten von PRP bei Fragmentierung von Embryos und begleiten auch Sie auf dem Weg zur Erfüllung Ihres Kinderwunsches!